Paukenschlag in den USA: Experten empfehlen Hillary Clinton, eine Neuauszählung einzuklagen. Sie haben Hinweise auf eklatante Stimmenunterschiede in Wisconsin, Michigan und Pennsylvania gefunden.
Nein, die US-Wahl ist noch nicht entschieden. Zumindest offiziell nicht. Und nicht nur, dass zwei Wochen nach dem historischen Wahltag das Endergebnis in mehreren Staaten noch immer nicht feststeht. Dieses wird nun offenbar auch noch in drei entscheidenden Swing States angezweifelt.
Nach Berichten des US-Nachrichtensenders CNN und des "New York Magazine" fordert ein Team von mehreren Wissenschaftlern die Demokratin Hillary Clinton auf, eine Neuauszählung der abgegebenen Stimmen in Pennsylvania, Michigan und Wisconsin einzuklagen.
Zu dem Team gehöre unter anderem der Leiter des Instituts für Computersicherheit und Gesellschaft an der Universität Michigan, J. Alex Halderman, wie es in den Berichten heißt.
Demnach haben die Experten Hinweise gefunden, dass die Ergebnisse der Stimmenabgaben in insgesamt drei Staaten manipuliert wurden. Die Erkenntnisse seien dem Clinton-Team erstmals vergangenen Donnerstag präsentiert worden.
© EPA/OLIVIER DOULIERY / POOL Neue Hoffnung für Clinton? Die Demokratin hatte ihre Niederlage mit Fassung getragen.
So hätten die Wissenschaftler einen Trend beobachtet, nachdem Clinton in jenen Bezirken dieser Staaten deutlich schlechter abschnitt, wo elektronische Wahlmaschinen eingesetzt wurden.
In den Countys, in denen die Wähler ihr Kreuz händisch auf einem Wahlzettel machten und optische Scanner diese auswerteten, fuhr sie bessere Ergebnisse ein. In Wisconsin etwa soll der Unterschied sieben Prozent zuungunsten Clintons betragen.
Handfeste Beweise für eine Manipulation der Wahlmaschinen hätte das Team zwar nicht gefunden, jedoch sollten die Diskrepanzen in den Statistiken näher untersucht werden, fordern die Experten.
Trump liebäugelt mit "Popular Vote"
Nach einem erbitterten Wahlkampf, in dem auch Vorwürfe über Wahlmanipulationen laut wurden, hat Trump die US-Wahl nach aktuellen Auszählungen mit 290 Wahlmännerstimmen gewonnen. Für einen Sieg sind 270 Wahlleute nötig, Clinton kam auf 232.
Die Stimmen in Pennsylvania (20), Wisconsin (10) und Michigan (15) sind entscheidend für den Ausgang der Wahl. Sie gehören zu den sogenannten Swing States. Jene Staaten also, die anders als der Großteil auf keinen Wahlsieger festgelegt sind.
Nach letzten Auszählungen rangiert Trump in Pennsylvania nur 1,2 Prozentpunkte vor Clinton (48,8 Prozent zu 47,6 Prozent). Bei der Anzahl der abgegebenen Stimmen beträgt sein Vorsprung gerade einmal etwa 68.000 Stimmen. Er führt mit insgesamt 2.912.941 Stimmen zu 2.844.705.
In Wisconsin ist das Rennen mit einem Prozentpunkt (47,9 zu 46,9) noch enger. Mit insgesamt 1.409.467 gewonnenen Stimmen liegt Trump lediglich etwas mehr als 27.000 Stimmen vor Clinton (1.382.210).
Und in Michigan trennen beide gerade einmal 0,3 Prozentpunkte (47,6 zu 47,3). Wie hauchzart der Vorsprung ist, wird deutlich, wenn man die Anzahl der abgegeben Stimmen gegenüberstellt. Mit aktuell 2.279.805 Stimmen führt Trump mit 11.600 Stimmen vor Clinton, die momentan auf 2.268.193 Stimmen kommt.
Sieben Prozent Stimmenunterschiede, so sie denn in den jeweiligen Staaten bestehen, könnten die Wahl zugunsten Hillary Clintons entscheiden.
Ohnehin liegt die Demokratin bei der landesweiten "Popular Vote", der Auszählung aller abgebenen Stimmen, momentan deutlich vor ihrem Konkurrenten. Laut CNN holte sie insgesamt 63.515.988 Stimmen. Das sind 1,6 Millionen Stimmen mehr als ihr republikanischer Konkurrent, der auf 61.917.320 Stimmen kommt.
Während des Wahlkampfes hatte Trump mehrfach gesagt, dass er kein Fan des Wahlmännersystems ist. Bei einem Presse-Termin am Dienstag hatte er dies nun noch einmal betont. "Ich würde die Popular Vote vorziehen", sagte er der "New York Times". Dann wäre die Wahl allerdings längst entschieden. Auch offiziell.
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